Per Satellit auf Luthers Spuren
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Kirchenkreis entwirft Geocaching-Serie zum 500. Reformationsjubiläum
Der 69-jährige Adolf Meyer gibt geübt die Koordinaten in sein GPS-Gerät ein. "Kloster" steht als Zielpunkt im Display. Das Gerät führt Meyer per Satellit-Signal zur nahe gelegenen Klosterkirche im niedersächsischen Bodenwerder. Dort liegt an der Seitenmauer ein Versteck, das der Geocacher geschaffen hat.
Ehrenamtliche aus dem evangelischen Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder haben unter dem Titel "Luther 2017" eine moderne Schatzsuche im Weserbergland erstellt. Die Tour führt auf den Spuren des Reformators Martin Luther (1483-1546) zu fünf geschichtsträchtigen Orten.
Luther sei selbst nie in der Region gewesen, räumt der evangelische Pastor Christian Bode ein. Die fünfteilige Serie und die damit verbundenen Aufgaben und Rätsel vermittele den Hobby-Schatzsuchern daher eher grundlegende Themen der Reformation. Über ein speziell erstelltes Begleit-Heft erfahren die Geocacher beispielsweise beim historischen Zisterzienser-Kloster Amelungsborn, dass der Mönch Luther das klösterliche Leben kritisierte.
Rentner Meyer, einer der erfolgreichsten Geocacher der Region, hat eine mehr als 100 Jahre alte Luther-Eiche in Bodenwerder in sein Rätsel integriert. Die Tradition, an Jahrestagen der Reformation nach Martin Luther benannte Eichen zu pflanzen, reicht bis zur Legende der Wittenberger Luthereiche zurück.
Am Zielort, der Klosterkirche, hat er eine neue Eiche in einen Blumenkübel gepflanzt. Langsam geht Meyer in die Knie und öffnet ein geheimes Versteck. Dann holt er eine Brotdose hervor, der unter den Experten sogenannte Cache. Daraus entnimmt er ein kleines Notizbuch, in das sich die erfolgreichen Schatzsucher eintragen. Meyer scheint zufrieden: "Mehr als 230 Geocacher waren schon da."
An der ausladenden historischen Eiche, nicht weit von Meyers Zielort entfernt, hat sich an diesem Tag Familie Blohm aus dem etwa 250 Kilometer entfernten Quickborn bei Hamburg auf die Luther-Schatzsuche begeben. Vater Steve Blohm hat das Handy mit Umgebungskarte gezückt. Seine beiden Kinder entziffern die Jahreszahlen, die auf einer Plakette an der historischen Eiche stehen. Der 14-jährige Fabian notiert eifrig die gesammelten Informationen in einem Block. Der Baum wurde einst zum 500-jährigen Bestehen der Kirche in Bodenwerder gepflanzt.
Die mit den Jahreszahlen im Kopf ausgerechneten Koordinaten werden schließlich in Papas Handy eingegeben. "Noch 360 Meter bis zum Ziel", ruft Fabian dann und rennt los. Es dauert nicht lange, bis der Junge und seine Schwester Hanna den Blumenkübel entdecken.
In der Brotdose finden sie außerdem eine kleine Stanz-Zange. Mit dieser knipsen sie im Heft zur Luther-Serie jeweils eine kleine Ecke heraus. Das Symbol ist später ein Beweis, dass sie den jeweiligen Cache wirklich gefunden haben.
Als Belohnung für die erfolgreiche Suche aller fünf Caches winkt eine von insgesamt 500 limitierten sogenannten Luther-Coins, sagt Pastor Bode. Die glänzende Messing-Münze mit eingeprägter Luther-Rose wurde bisher etwa 350 Geocachern überreicht.
Auch Familie Blohm schafft es, innerhalb von einem Tag alle fünf Verstecke zu finden und sich die begehrten Münzen abzuholen. Fast 100 Kilometer Wegstrecke haben sie mit dem Auto zwischen den unterschiedlichen Orten zurückgelegt. "Ich fand es toll, so viele Kirchen zu sehen", sagt Fabian. Seine Luther-Münze hütet er wie einen Schatz. Für die die Aufbewahrung will er demnächst eine eigene kleine Box anschaffen.