Helfen ist der "coolste Job der Welt"
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Wie eine deutsche Familie in Kenia ein Waisenhaus aufbaute
Die Werners sind gläubige Christen. "Man kann die Stimme Gottes immer noch hören", sagt Silke Werner (41). Ihr Mann Carsten (54) nickt. Vor 19 Jahren sind die Einzelhandelskauffrau und der Psychologe dieser Stimme nach Kenia gefolgt. Sie haben dort eine Hilfsorganisation aufgebaut, die heute rund 100 Waisenkinder und junge Erwachsene betreut. Mittlerweile sind sie mit ihren drei Kindern zurück in Deutschland und betreuen "Seeds of hope", zu deutsch "Saat der Hoffnung", von Osnabrück aus.
Angefangen hatte alles 1997 mit einer Urlaubsreise in das ostafrikanische Land. Silke Werner ging danach die Not der vielen Straßenkinder nicht mehr aus dem Kopf. 1998 gründete das Paar den Verein und baute einen Unterstützerkreis auf. Ein Jahr später zogen die Werners nach Liavo, einem Dorf im Nordwesten des Landes, um zu helfen. "Unsere Idee war, ein Kinderheim zu bauen."
In Absprache mit dem Jugendamt in Kitale, der nächst größeren Stadt, nahmen sie sich der zahlreichen Kinder an, die - vor allem durch Aids - ihre Eltern verloren hatten. Im Jahr 2000 bauten sie das erste Waisenhaus. Heute existieren dort drei Wohnhäuser, eine Schule, ein Kindergarten, eine Ambulanz, eine Computer- und Schneiderschule, landwirtschaftliche Projekte und eine Kirche.
"Ihr seid blauäugig und hemdsärmelig", hätten damals einige gesagt, erzählt Carsten Werner. "Ihr könnt doch nicht einfach in ein afrikanisches Dorf gehen und da helfen wollen. Ihr habt doch auch gar keine Ahnung, wie man ein Kinderheim baut." Das sei der Tenor damals gewesen. Sie haben es trotzdem gemacht.
"Wir waren tatsächlich unvorsichtig", sagt der Familienvater mit einem leisen Lächeln. Dort, wo Weiße nur hinter hohen Mauern oder Zäunen und von Sicherheitspersonal bewacht lebten, hätten sie sich völlig ungeschützt in einer Lehmhütte und später in einem kleinen Häuschen mitten im Dorf eingerichtet. "Das ist ein korruptes Land und es gibt hier eine Menge Gauner", erinnert sich Werner. "Aber wir sind bewahrt worden", fügt er dann ernst hinzu.
Bis heute arbeitet die Organisation mit den kenianischen Behörden zusammen. Sie übernimmt offiziell die Pflegschaft für die Waisenkinder bis zu deren 18. Lebensjahr. "Auch danach sorgen wir weiter für sie, bis sie eine Ausbildung und einen Job haben", sagt Carsten Werner.
Seit 2008 lebt er mit seiner Familie wieder in Deutschland, in Hasbergen bei Osnabrück. "Alles hat seine Zeit", sagt seine Frau Silke. "Und die Jahre in Kenia waren sehr anstrengend." Sie arbeitet heute als Fitnesstrainerin in Osnabrück. Carsten Werner verwaltet das Hilfswerk, das seinen Sitz in Wuppertal hat. Er sammelt Spenden, um das Jahresbudget von 140.000 Euro zusammenzubekommen, und hält Kontakt zu der kenianischen Managerin und den anderen Mitarbeitern vor Ort. Eine US-amerikanische Stiftung unterstützt das Projekt.
Derzeit verfolgt der Verein schon wieder ein neues Projekt. Großeltern, die sich um Waisen kümmern, sollen ein Stück Land bekommen. Oft sei die mittlere Generation an Aids gestorben und nur die Alten und die Kinder blieben übrig. "Beiden eine neue Heimat und Hoffnung zu geben, ist ein lohnenswertes Ziel", findet Silke Werner.
Daniela (17), Miriam (13) und Emanuel (14) sind stolz auf das Engagement ihrer Eltern. Jedes Jahr in den Weihnachtsferien besuchen sie mit der ganzen Familie das Projekt und die Freunde in ihrer zweiten Heimat. "Anschließend müssen wir den Lehrern und Freunden in Osnabrück von unseren Erlebnissen erzählen", sagt Emanuel. Er und seine Schwestern finden: "Papa hat den coolsten Job der Welt."