"Martin Luther war nicht so gemein"
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Kita-Kinder entdecken Martin Luther - und formulieren eigene Thesen
„Martin Luther fand es doof, dass man den Leuten das Geld weggenommen hat. Er wollte nicht, dass sie arm sind“, sagt Paulina. „Und wenn ein Mensch etwas Schlimmes getan hat, dann musste er einen Brief kaufen, damit er nicht ins Gefängnis kommt. Das wollte Martin Luther auch nicht. Der war nicht so gemein“, sagt Jakob.
Paulina und Jakob gehen in den Kindergarten der St. Paulus-Kirchengemeinde in Buchholz und haben viel über das Mittelalter, Martin Luther und das Leben vor 500 Jahren erfahren. Sie sitzen im Gruppenraum, neben der Handpuppe Martin Luther liegen bedruckte Tücher mit den Symbolen Kreuz, Herz und Anker sowie ein Bilderbuch zu Martin Luther auf dem Boden. In allen Kindertagesstätten des ev-luth. Kindertagesstättenverbandes des Kirchenkreises Hittfeld werden die Kinder im Jahr des 500. Reformationsjubiläums etwas zu Martin Luther erfahren.
„Die Kinder gehen schnell mit, finden es gemein, wenn arme Menschen gezwungen wurden, Geld an die Kirche zu geben“, sagt Tobias Faße, Leiter des St. Paulus-Kindergartens. Andererseits sei es natürlich nicht so einfach, den drei- bis sechsjährigen Mädchen und Jungen in wenigen Tagen etwas über das Mittelalter, das damalige Leben und solche Begriffe wie „Sünde“ zu erklären: „Das ist ihnen alles noch unbekannt“, so Faße.
Und so erzählte Gruppenleiterin Sandra Mecklenburg die Geschichte von Martin Luther anhand eines Bilderbuches und der Handpuppe. Den Buchdruck konnten die Kinder ganz praktisch umsetzen: „Da musste man den Stempel ganz fest auf die Farbe drücken und dann das Herz auf das Tuch drücken“, sagt Emily. Jeder durfte Herz, Kreuz und Anker drucken, die Symbole für Liebe, Glaube und Hoffnung.
Über die Geschichte des verlorenen Sohnes erfuhren sie noch viel mehr. „Ein Mensch kann Fehler machen, aber Gott nimmt ihn wieder auf. Also Gott ist lieb“, sagen die Kita-Kinder. Pastorin Brigitte Bittermann von der St. Paulus-Kirchengemeinde und die Erzieherinnen des Kindergartens haben die dreitägigen Bibeltage gemeinsam geplant und durchgeführt.
„Gott liebt mich, so wie ich bin. Diese Erkenntnis war es, die Martin Luther erlöste und zu seinem weiteren Handeln bewegte. Jeder ist wertvoll auf seine Art und Weise, jeder wird gebraucht mit seinen Stärken und Schwächen. Das ist etwas, was die Erzieher unserer Einrichtungen schon den Kleinsten sensibel vermitteln, ist es doch damals wie heute immer noch aktuell“, sagt Antje Puschke, pädagogische Leiterin des Kita-Verbandes Hittfeld, in dem 737 Kinder von 158 Mitarbeitern in zehn Kindertagesstätten betreut werden.
In allen Einrichtungen wird Martin Luther in diesem Jahr Thema sein, ob in Projekten, Aktionen, Mittelalterfesten oder mit der Frage, was die Kinder sich von der Kirche wünschen.
Auf bunte Zettel haben die Kita-Mitarbeiter die Wünsche der Kinder geschrieben: „Ich möchte mehr singen. In der Kirche spielen. Ich möchte mein Haustier mitnehmen. Ich möchte auch mal lachen.“
Auch ihre Wünsche kommen an die Thesentür des Kirchenkreises Hittfeld, die im Jubiläumsjahr in vielen Kirchengemeinden Station macht.
Carolin Wöhling