Anders trauern
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Liedermacher: Abschied und Tod dürfen für Kinder nicht tabu sein
Abschied, Sterben und Tod dürfen nach den Worten des Worpsweder Liedermachers David Jehn (53) für Kinder nicht tabu sein. "Das gehört genauso wie Geburt und Geburtstagsfeiern zum Leben dazu - die Kinder selbst gehen damit ganz offen um", sagte der Musiker und Komponist dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jehn hat sich mit seinem Bruder Nicolas und Religionslehrerinnen an einem Musikprojekt für Grundschüler zu Sterben und Tod beteiligt. Unter dem Titel "Über den weiten Fluss" wurde das Stück am Sonntag in der evangelischen Findorffkirche Grasberg bei Bremen aufgeführt.
Sterben und Tod sei für Kinder "ein großes Thema", sagte Jehn. "Wenn ich das mit einem eigenen Beispiel anspreche, sprudelt es aus ihnen nur so heraus." Deshalb sei es wichtig, mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen. Der Fund toter Tiere, die gestorbenen Großeltern, aber auch Abschiede wie der Wechsel vom Kindergarten auf die Grundschule oder die Trennung der Eltern: "Jedes Kind erlebt das, genauso wie Freude und Glück."
Jehn hat die Erfahrung gemacht, dass Kinder meist genaue Vorstellungen davon haben, wie man beispielsweise mit einem toten Körper umgeht. "Das hat viel mit Würde zu tun. Dazu gehört natürlich, ein Loch zu buddeln. Dann soll der Körper in eine Schachtel gelegt oder in ein Tuch gehüllt werden." Den Kindern sei es wichtig, dass es den Toten gutgehe: "So sollte eine Maus in einer Schachtel mit Löchern im Deckel beerdigt werden, damit das tote Tier auch genügend Luft bekommt."
Der Musiker erinnert sich an einen Jungen, der unverhofft in Tränen ausbrach, als er sich an seinen verstorbenen Opa erinnerte. Doch obwohl Jungen in dem Alter gerne cool seien, habe ihn niemand in der Klasse ausgelacht. "Im Gegenteil. Die Kinder sagten, sie könnten das gut verstehen, es sei ihnen auch schon passiert. Das war ein verständnisvolles Trösten."
Um dem Tabu im Umgang mit dem Thema zu begegnen, müsse man in erster Linie "die Schere aus den Köpfen der Erwachsenen nehmen". Bei dem aktuellen Projekt, das zusammen mit drei Grundschulen gelaufen ist, hatte der Musiker im Kontakt mit den Lehrern "ein tolles Gefühl". Eines sei klar: "Kinder lieben nicht nur fröhliche Musik, sondern auch traurige Lieder in Moll.
Dieter Sell (epd)"Ich war von den Texten der Kinder sehr berührt und auch mit welcher Inbrunst sie teilweise gesungen haben. Ganz besonders erwähnenwert halte ich es, dass auch muslimische Familien in die Kirche gekommen sind und bis zum Ende geblieben sind. Wir haben hierbei nicht missioniert, sondern das Thema "Sterben und Abschiednehmen" für Kinder zu einem Thema gemacht, über das man reden darf, auch mal weinen darf und dann sogar dazu singen kann. Die Vorbereitung in meiner Klasse fand ich sehr intensiv. Als nächsten Schritt werden wir einen Friedhof besuchen und dann über Jesu Tod und Auferstehung reden, sodass sich Ostern der Kreis in der Schule geschlossen hat.
Das Projekt ist eine absolut gute Möglichkeit, Kirche und Schule zusammen zu bringen- unterstützt von Anderland. Gemeinsam vorbereitet und durchgeführt. Heute waren knapp 500 Menschen in der Kirche um sich genau an dem Ort zu einem Thema zu versammeln, wo es besonders gut aufgehoben ist."
Diakonin Kerstin Tönjes