Startseite Archiv Nachricht vom 03. Juni 2021

Hoffnung auf den Sommer für den Pilgerweg Loccum-Volkenroda

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Loccum-Volkenroda. Hubertus Menke war schon unterwegs. 13 Kilometer lang ist seine Pilgerstrecke zwischen Dransfeld und dem ehemaligen Kloster Mariengarten im Göttinger Land. Er hat kontrolliert, ob die Wegeschilder sichtbar sind und keine umgestürzten Bäume die Strecke blockieren. Ganz besonders hat sich der ehrenamtliche Wegewart des Pilgerwegs Loccum-Volkenroda aber um die Pilgerkapelle bei Jühnde gekümmert.  Der Zuweg musste mit etlichen Säcken Holzschnitzeln neu aufgeschüttet und befestigt werden. Der kleine rote Pavillon mit Glockenturm unterhalb des Hohen Hagen ist einer der Magneten auf der Pilgerstrecke. „Wir haben schon viele Tagesgäste hier oben, das zeigen die Gästebucheinträge“, sagt der Pilgerbeauftragte. 

Dass die Menschen Sehnsucht nach dem Unterwegssein auf dem Pilgerweg haben, stellt auch Susann Röwer fest. „Ich bekomme viele Anfragen, ob das Pilgern schon möglich ist, wo man übernachten kann und welche Kirchen auf dem Weg geöffnet haben“, sagt die Koordinatorin für den Pilgerweg Loccum-Volkenroda im Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers. „Aufgrund der Corona-Einschränkungen sind die Standards  der vielen verlässlich - gastfreundlichen Angebote der Klöster und Kirchengemeinden unterwegs in diesem Jahr erneut ausgesetzt. Das heißt, dass die Gemeinden auf dem Weg zurzeit selbst entscheiden, was sie Interessierten verantwortlich anbieten können.“ 

Von spontanem Lospilgern rät Röwer vorerst ab. „Normalerweise können die Pilgernden unterwegs Übernachtungsmöglichkeiten finden. Kirchengemeinden bieten Plätze in ihren Gemeindehäusern an oder es gibt Unterkunft in Hotels und Pensionen“, sagt sie. Wer dennoch seine Pilgertour starten will, sollte sich vorher nach der Lage vor Ort erkundigen. „In den Kirchengemeinden gibt es ja nicht nur Schlafplätze, sondern auch verlässlich geöffnete Kirchen, Ansprechpartner für Fragen, häufig auch die Möglichkeit, etwas zu trinken oder eine Toilette zu benutzen. “ 

„Zu den kirchlichen Angeboten auf dem Pilgerweg gehören auch unsere ehrenamtlichen Pilgerbegleiterinnen und -begleiter“, fügt Röwer hinzu. 31 Männer und Frauen sind in den vergangenen Jahren von der Landeskirche zu zertifizierten Pilgerbegleitern ausgebildet worden. Verteilt über die rund  100 Kirchengemeinden, die sich an dem Pilgerweg Loccum-Volkenroda beteiligen, stehen sie Pilgernden mit Rat und Tat zur Seite. Manche bieten spezielle Pilgertouren wie „Pilgern für Managerinnen und Manager“ an, andere laden zum Pilgern im Schweigen oder zum Thema „Schöpfung bewahren“ ein. Rund 300 Kilometer beträgt die gesamte Strecke zwischen Loccum und Volkenroda, die in gut zwei Wochen erwandert werden kann. Der Weg führt von Niedersachsen über die ehemalige innerdeutsche Grenze nach Thüringen. 2005 wurde der Pilgerweg in Trägerschaft der hannoverschen Landeskirche eröffnet.

Etwas ungeduldig, aber voller Vorfreude ist auch Cindy Michael, Wegewartin und Regionalbeauftragte in Mühlhausen. Auch sie ist ihre Strecke zwischen Mühlhausen und Ammern schon abgegangen und hat sich um fehlende oder schadhafte Schilderpfosten gekümmert. In Thüringen wartet man aber nicht nur sehnsüchtig auf auswärtige Pilgernde. „Als evangelisch-katholische Region hat der Pilgerweg für uns auch lokale Bedeutung“, erzählt Michael. „Wir laden hier regelmäßig zu Pilgertagen ein, beispielsweise zum Reformationstag und dann gehen Katholiken und Protestanten aus der Region gemeinsam auf Pilgerschaft.“ Die Identifikation der lokalen Bevölkerung mit dem Pilgerweg sei sehr wichtig, denn die Gastfreundschaft in den Dörfern und Kirchengemeinden präge die Pilgerroute erheblich, weiß Michael.     

Für Klaus Stemmann ist das Erlebnis des Pilgerns nicht unbedingt an einen ausgewiesenen Pilgerweg gebunden. „Pilgern kann auch im Alltag und vor der eigenen Haustür stattfinden“, sagt der Leiter des Arbeitsfeldes „Kirche im Tourismus“ im Haus kirchlicher Dienste. Sein Team hat dazu „Impulse für den eigenen Pilgerweg“ zusammengestellt, die Anregungen für eine kurze Auszeit im Alltag enthalten. „Das kann eine Stunden- oder Tagestour auf dem Pilgerweg Loccum-Volkenroda sein, aber auch ein morgendlicher Spaziergang im Park oder die meditative Gestaltung einer Alltagsstrecke“, sagt der Diakon. „Wichtig ist, dass ich mich innerlich auf den Weg mache und mein Tun für Momente der Einkehr und Spiritualität unterbreche.“  

Trotzdem wünscht sich das Pilgerteam im Haus kirchlicher Dienste, dass es auf dem normalerweise von rund 2500 Pilgernden pro Saison begangenen Pilgerweg bald wieder losgehen kann.  „Wenn die Inzidenzzahlen weiter sinken, können wir auf einen Pilgersommer hoffen“, sagt Röwer. Dann muss auch Hubertus Menke seinen Pilgerweg nicht mehr alleine ablaufen. „Pilgerbeauftragter zu sein ist mein liebstes Hobby“, sagt er mit verschmitztem Lächeln. „Da hat man es nämlich immer mit dankbaren, freundlichen Menschen zu tun.“ 

Öffentlichkeitsarbeit im HkD