Ehemalige Landesbischöfin Käßmann predigt in der vollbesetzten Urbani Kirche in Heersum
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Heersum. Sie ist zwar seit gut einem halben Jahr im Ruhestand, doch Margot Käßmann zieht noch immer die Menschen in ihren Bann. Das wurde einmal mehr am heutigen Sonntag in Heersum deutlich, wo die Raumkapazität der Urbani-Kirche schnell an ihre Grenzen stieß. Schon weit vor dem um 11 Uhr beginnenden Gottesdienst waren die 250 Sitzplätze belegt, weshalb rund 60 Besucher mit einer Live-Übertragung im benachbarten Gemeindehaus vorlieb nehmen mussten.
Dass die 61-Jährige für viele noch immer die „Bischöfin der Herzen“ ist, liegt wohl an der Art, wie Käßmann auf die Menschen zugeht. So wartete die ehemalige Landesbischöfin gleich zu Beginn der Heersumer Veranstaltungsreihe „Kanzelreden“ mit einer charmanten Schmonzette auf. Wenn sie mal wieder darauf angesprochen werde, dass die Kirchen immer leerer würden, wolle sie diesen Kritikern raten, „einmal sonntags in die Kirche in Heersum zu gehen.“ Ein Satz, den die Gottesdienstbesucher mit lautem Lachen quittierten.
In ihrer humorvollen und inspirierenden Predigt stellte Käßmann die Rolle von Propheten in den Mittelpunkt. Ebenso wie vor rund 2600 Jahren zu Zeiten von Jeremia hätten die Propheten von heute einen überaus schweren Stand. So genieße die Klimaaktivistin Greta Thunberg zwar einerseits eine große Verehrung; andererseits schlage ihr aber eine ebenso große Verachtung entgegen. Nachdem sie den Politikern vor der UNO die Leviten gelesen habe, müsse Thunberg mit Personenschutz durch die Welt reisen. Prophet zu sein, sei eben noch nie ein besonders erstrebenswertes Amt gewesen, sagte Käßmann.
Besonders dann nicht, wenn die Mächtigen dieser Welt die Schöpfung nicht ernst nähmen. Wie zum Beispiel der amerikanische Präsident Donald Trump, der den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen halte, oder der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland, der hinter der Erderwärmung nur eine politisch motivierte Panikmache vermute. Doch auch die Großen dieser Welt müssten erkennen, dass sie nicht Herr der Lage sind: „Oder glauben sie am Ende nur an sich selber?“, fragte Käßmann.
Die ehemalige Landesbischöfin rief dazu auf, die Herausforderungen der Zeit anzunehmen. Der christliche Glaube sei dabei ein guter Wegbegleiter. Denn dazu gehöre, den Nächsten genauso zu lieben wie sich selbst. Dass dies auch in schwierigen Situationen möglich ist, veranschaulichte Käßmann mit einer weiteren Anekdote. So sei sie neulich einem Journalisten begegnet, der tags zuvor einen unschönen Artikel über sie geschrieben habe. Als der Autor ihr kurz darauf die Hand schütteln wollte, habe Käßmann das nicht abgelehnt, ihm in Gedanken aber immer wieder gesagt: „Auch du bist ein Geschöpf Gottes, auch du bist ein Geschöpf Gottes.“
Christen müssten keine perfekten Menschen sein. Aber ihr Glaube sei Ansporn, jeden Tag etwas zu bewegen. Ob das allerdings ausreicht, um einen Sinneswandel bei US-Präsident Trump zu bewirken, ließ sie offen. Käßmann gab einen Witz zum Besten, wonach Trump nach seinem Tod von Gott befragt werde, was er denn glaube. Trumps Antwort: „Ich glaube, du sitzt auf meinem Stuhl.“
Der Gottesdienst mit Pastorin Andrea Haase, wurde musikalisch von Christine Schwarz (Keyboard), Christina Bartels (Geige), Jessica Klein (Gitarre) sowie der Chorgemeinschaft Heersum unter der Leitung von Christian Wolf begleitet. Im Anschluss bat der Kirchenvorstand zu einem Empfang in das Gemeindehaus.
Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld