Leid und Tod nicht verdrängen
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Betrachtung zum Karfreitag von Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr
Der Karfreitag ist ein stiller Tag vor Ostern, den wir aushalten und vor dem wir nicht ausweichen sollten. Ein Tag in Moll, mit seinem Ernst und seiner Stille, mit seinen Texten der Bibel, die von Leiden und Sterben sprechen und vom Tod Jesu am Kreuz.
Dieser Tag kann uns helfen, die Trauer und den Tod unseres eigenen Lebens in den Blick zu nehmen. Die Not und Verzweiflung, die wir selbst erfahren haben über den Tod von geliebten Menschen oder als Leiderfahrung am eigenen Leben. Das Wissen um das Leid in dieser Welt, die sinnlosen Tode des Terrors und das verzweifelte, sinnlose Sterben, alles dies wird im Blick auf das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz mit bewusst.
In der Betrachtung des Kreuzes Jesu nehmen wir aber auch wahr, was das ganz und gar Besondere unseres christlichen Glaubens ist. Dass Jesus Christus diesen Tod erleidet, hat mit Gott zu tun. Mit seiner Liebe zu uns Menschen.
Mit seiner Liebe, die für uns auf alle Macht und Stärke verzichtet. Eine Liebe, die sich ausliefert, sich der Gewalt von Menschen in die Hände gibt und bereit ist, einen verachteten und verspotteten Tod zu sterben.
Das Kreuz selbst ist zum Symbol unseres christlichen Glaubens geworden.
Wo immer ein Kreuz in dieser Welt zu sehen ist, ist auch der Karfreitag sichtbar: Sich nicht des Kreuzes schämen. Es nicht leugnen. Die Not und das Sterben nicht verdrängen, weil unser Gott es selbst auf sich genommen hat.
Die Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben führt niemals am Kreuz vorbei, sondern immer vom Kreuz her auf das Leben zu.
In Jerusalem führt ein langer Weg durch die Altstadt, die „Via Dolorosa“, der „Weg des Schmerzes“. Von der ehemaligen Richtstätte des Statthalters Pilatus bis hin zum Kreuzigungsort Golgatha und dem Grab Jesu führt dieser Weg über 14 Stationen. In verschiedenen Kapellen und Kirchen an diesem Weg kann auch der heutige Jerusalem-Pilger das Leiden und Sterben Jesu erinnern.
Besonders am Karfreitag begehen viele Gläubige in Jerusalem diesen Weg oder bedenken an anderen Orten und in den Gottesdiensten in aller Welt den qualvollen Tod Jesu am Kreuz.
Das ist kein bloßes Zurückschauen auf eine alte Geschichte, die man in der Bibel nachlesen kann. Sondern es ist der klare Blick auf die Verhältnisse, wie sie nun einmal in dieser Welt und auch in unserem Leben sind. Leid und Tod gehören dazu. Aber ebenso auch Gott, der mit uns hineingeht und uns hindurchführt.
Dr. Detlef Klahr Landessuperintendent für den Sprengel Ostfriesland-EmsBild: Jens Schulze