Startseite Archiv Nachricht vom 07. März 2018

Landesregierung einstimmig für Reformationstag als Feiertag - Gesetzentwurf in Niedersachsen geht in Verbandsanhörung

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

Hannover. Der Reformationstag am 31. Oktober soll nach dem Willen der rot-schwarzen Landesregierung in Niedersachsen neuer gesetzlicher Feiertag im Land werden. Das Kabinett beschloss am Dienstag in Hannover einstimmig einen entsprechenden Gesetzentwurf. "Die Reformation war eine historische Weichenstellung, die bis heute weit über den kirchlichen Bereich hinaus Spuren hinterlassen hat", sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). "Das gilt vor allem auch bei uns in Niedersachsen." Deswegen sei dieser Tag als Feiertag gut geeignet. Der Reformationstag erinnert an die Veröffentlichung der 95 Thesen zur Kirchenreform durch Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517.

Mit ihrem Beschluss gab die Ministerrunde den Gesetzentwurf zur Verbandsanhörung frei. In den kommenden sechs Wochen können sich nun Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände und andere schriftlich dazu äußern. Mit einer endgültigen Entscheidung des Landtags wird im Mai gerechnet. Die katholische Kirche, jüdische Gemeinden und humanistisch-religionskritische Verbände hatten sich bereits ablehnend zum Reformationstag geäußert und andere Vorschläge für kirchliche und weltliche Feiertage ins Spiel gebracht.

"Aus der Reihe der Tage, die jetzt diskutiert werden, scheint uns der Reformationstag der beste zu sein", sagte der Ministerpräsident. "Die Auswirkungen der Reformation umfassen die ganze Gesellschaft - bis heute." Mit der Reformation sei zum ersten Mal der Aufruf zum freien und eigenständigen Denken verbunden gewesen. Zudem habe sie durch Luthers Bibelübersetzung die deutsche Sprache tief geprägt. "Die Geschichte Norddeutschlands und Niedersachsens wäre ohne die Reformation anders verlaufen."

Dennoch solle der Reformationstag kein "Luther-Verklärungstag" werden, unterstrich Weil. Die Reformation habe neben Licht auch Schattenseiten gehabt - dazu gehöre Luthers Judenfeindlichkeit. Auch dies müsse an einem solchen Feiertag diskutiert werden. Der Ministerpräsident hofft auf eine gemeinsame norddeutsche Lösung. Hamburg und Schleswig-Holstein hatten den 31. Oktober bereits zum Feiertag erklärt - in Ostdeutschland ist er bereit seit langem ein arbeitsfreier Feiertag. "Wenn wir einen Flickenteppich hätten, wären wir nicht gut beraten", betonte Weil.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund begrüßte die Entscheidung des Kabinetts. "Es ist nach wochenlangen Debatten nun gut, dass die Landesregierung endlich Fakten schafft", sagte der niedersächsische DGB-Vorsitzende Mehrdad Payandeh. Der Humanistische Verband Niedersachsen bedauerte dagegen die Entscheidung. "Das ist nicht nur eine Missachtung des Parlaments, sondern auch eine vertane Chance", sagte Verbandsreferent Lutz Renken. Der Reformationstag stehe für die Spaltung der Konfessionen und grenze den großen Teil der Menschen aus, "die sich nicht an religiösen Dogmen orientieren".

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen