Feuer zerstört unbewohntes Flüchtlingsheim in Barsinghausen - Noch keine Spur von den Tätern
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Barsinghausen/Hannover (epd). In Barsinghausen bei Hannover hat am Sonnabend ein Brand in einem im Bau befindlichen Flüchtlingsheim nach Polizeiangaben einen Schaden von rund 100.000 Euro angerichtet. Polizei und Stadtverwaltung gehen von Brandstiftung aus, haben aber noch keine Hinweise auf die Täter. Nach bisherigen Erkenntnissen entzündeten diese Dämmmaterial einer Fußbodenheizung in mehreren Stockwerken. Menschen wurden nicht verletzt.
Bei den Löscharbeiten fanden die Feuerwehrleute mehrere geöffnete Gasflaschen im Gebäude. Dadurch hätten die Täter die rund 50 beteiligten Rettungskräfte in akute Lebensgefahr gebracht, hieß es. Die Gasflaschen seien ins Freie gebracht und dort gekühlt worden. Das Gebäude wurde nach Angaben der Feuerwehr anschließend belüftet und mit einer Wärmebildkamera auf Brandnester kontrolliert.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am Sonnabend in Hannover, er schäme sich dafür, "dass so etwas auch bei uns in Niedersachsen immer wieder passiert". Auch Taten, bei denen kein Mensch zu Schaden komme, verunsicherten die Männer, Frauen und Kinder, die aus großer Not nach Deutschland flöhen.
Innenminister Boris Pistorius (SPD) verurteilte den Anschlag. Der oder die Täter wollten das Gebäude vollständig zerstören, um zu verhindern, dass Menschen nach ihrer Flucht vor Krieg oder Verfolgung einen Ort der Zuflucht finden, sagte Pistorius am Samstagabend. "Das ist widerwärtig und kaum in Worte zu fassen." Der Anschlag sei nach seinen Worten offenbar genau geplant gewesen. "Dieser Plan wurde eiskalt in die Tat umgesetzt."
Geistige Brandstiftung senke offensichtlich die Hemmschwelle für echte Brandstiftung, sagte am Sonntag die Fraktionsvorsitzende Anja Piel für die Grünen im Landtag. "Diese fatale bundesweite Entwicklung hat uns in Niedersachsen, in Barsinghausen, eingeholt und Menschenleben in Gefahr gebracht." Auch sie verurteile den Anschlag und appellierte an alle Politiker unmissverständlich gegen Menschenfeindlichkeit zu stehen.
Der Erste Stadtrat von Barsinghausen, Georg Robra, und Bürgermeister Marc Lahmann (beide CDU) reagierten bestürzt auf das Ereignis: "Es bestärkt uns, weiter an unserem gesellschaftlichen Konsens zur Lösung der Flüchtlingsaufgabe zu arbeiten. Wir werden uns auch unter veränderten Randbedingungen weiter dieser Aufgabe stellen", teilten sie am Sonnabend mit.
Die politischen Parteien und die Verwaltung der Stadt nannten den Brandanschlag erschütternd. Sie wollten weiterhin in Barsinghausen "im fraktionsübergreifenden Schulterschluss" den Menschen Zuflucht gewähren. Das Heim sollte nach den Plänen der Stadt bis zu 70 Flüchtlinge aufnehmen. Bereits Ende März sollten die ersten 48 Menschen einziehen.
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