Islamische Religionspädagogin: Ramadan auch in Deutschland ein Thema
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Hannover/Osnabrück (epd). Der Ramadan ist nach Ansicht der islamischen Religionspädagogin Annett Abdelrahman in der deutschen Mehrheitsgesellschaft angekommen. Viele Bürger wüssten mittlerweile, dass es sich um den muslimischen Fastenmonat handele, sagte die Religionslehrerin und Dozentin am Mittwoch dem epd. Immer mehr Menschen zeigten Interesse und Wertschätzung. Der Ramadan beginnt in diesem Jahr am Donnerstag (18. Juni). Die niedersächsische Integrationsbeauftragte Doris Schröder-Köpf betonte, vor allem das Fastenbrechen der Muslime nach Sonnenuntergang gemeinsam mit Gästen aus der Nachbarschaft und anderen Religionsgemeinschaften sei "eine gute Tradition geworden".
Sie erinnere sich noch gerne an die guten Gespräche der vergangenen Jahre, schrieb Schröder-Köpf in einer Grußbotschaft zu Beginn des Ramadan. Die Moschee-Gemeinden setzten ein wichtiges Zeichen für das friedliche Zusammenleben der Menschen. Bei den Gesprächen lernten die Menschen voneinander und bauten Vorurteile ab. "Allen Muslimas und Muslimen, die fasten, wünsche ich eine gesegnete Fastenzeit."
Abdelrahman sagte, dass Muslime inzwischen auch am Arbeitsplatz oder in den Schulen auf das Fasten angesprochen würden. Das niedersächsische Kultusministerium weise die Schulleiter und Lehrer per Mail eigens darauf hin. Die in Hannover lebende Mutter dreier Kinder unterrichtet an der Osnabrücker Drei-Religionen-Schule und am dortigen Institut für Islamische Theologie.
Sie habe sogar schon in einem Werbeprospekt den Satz gelesen: "Wir wünschen unseren muslimischen Kunden alles Gute zum Ramadan", sagte Abdelrahman, die zum Vorstand des Landesverbandes der Muslime in Niedersachsen gehört: "Diese Entwicklung freut mich natürlich. Noch vor zehn Jahren wäre so etwas ganz undenkbar gewesen."
Bei allem Lob hat die Muslima aber auch noch Verbesserungspotenzial innerhalb der deutschen Gesellschaft ausgemacht. Sie wünsche sich etwa, dass Kollegen am Arbeitsplatz mehr Rücksicht nehmen, wenn sich Muslime während des Ramadan auch einmal freinehmen wollten. "Die Muslime übernehmen an Weihnachten ganz selbstverständlich Schichten, damit die christlichen Kollegen nicht arbeiten müssen. So könnte es doch während des Ramadan auch sein."
Zudem störe es sie, dass die Deutschen häufig mit Sorge reagierten. Viele fragten zuerst, ob es denn nicht schädlich sei, gerade im Sommer zwischen Beginn der Morgendämmerung und Sonnenuntergang tatsächlich gar nichts zu essen und zu trinken. "Das Fasten ist doch keine Qual. Es hat in erster Linie etwas sehr Spirituelles und Schönes", sagte sie.
"Wir besinnen uns auf das Wesentliche im Leben, treten bewusst mit Gott ins Gespräch, lesen im Koran, treffen uns mit Freunden und der Familie und essen dann spät abends oder nachts." Sie freue sich zum Beispiel darauf, morgens um zwei Uhr gemeinsam mit ihrem Mann und den Kindern in der Küche zu sitzen und zu frühstücken.
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-BremenEin Teller mit Datteln, Zitronen und Oliven wird während des Fastenmonats Ramadan in einem Restaurant im Viertel Eyüp in Istanbul zum Fastenbrechen angeboten. Bild: