Spare nicht mit Deinem eigenen Leben!

Andacht zum vorletzten Sonntag des Kirchenjahres
Vier Personen heben sich als Schatten gegen den Himmel ab und formen mit den Händen das Wort "Love"
Bild: burak kostak/canva
Ein Mann mit kurzen Haaren, Vollbart und Brille blickt in die Kamera.
Ralf Drewes

Seit ich denken kann, sehe ich also am Volktrauertag in den Städten Soldaten in grauen Uniformen mit diesen Schütteldosen für Spenden. Das hat mich immer gegruselt. Soldaten sammeln für ihre eigenen Gräber. Das ist so ein Tag, der an tote Krieger denkt, nicht an lebende Menschen, die überall in der Welt von Gewalt bedroht sind – und von Soldaten. Noch heute gehen Menschen zugrunde, weil es Krieg und Gewalt gibt.

Jesus hatte den Schalk im Nacken. Jesus erzählt von einem Gutsbesitzer und seinem Verwalter. Was blitzt da in seinen Augen auf, während er seinen Freunden dieses Gaunerstück erzählt? Der Geschäftsführer hat nicht nur Geld zum Fenster rausgeworfen, ganz dreist rettet er mit Geld auch noch seinen Hintern. Die gepamperten Schuldner werden nicht anders können, als den Ex-Geschäftsführer in Gastfreundschaft aufzunehmen. Ich stelle mir vor, wie Jesus bübisch feixt, als er dieses Kabinettstückchen präsentiert. Die ratlosen Gesichter der Jünger, die hier unter uns sein könnten: Judas, der das Geld der Jünger verwaltet, er ist sprachlos angesichts solcher krimineller Energie. Matthäus, der Ex-Zöllner, bekommt schon beim Zuhören einen roten Kopf. Der skeptische Thomas verzieht den Mund und denkt „das nenn ich kreative Phantasie“. Petrus denkt, ja vielleicht bin nur ein einfacher Fischer, aber ich weiß ja wohl noch, was sich gehört und so ein Getrickse gehört sich einfach nicht. Und auch ich denke: Das ist doch echt jetzt eine Sauerei! Was für eine Provokation! Wie kommen wir mit diesen Worten näher zum Frieden?

Genau. Über die Provokation. Nicht mit der Moral von der Geschichte. Die gibt‘s da nicht. Jesus macht den Menschen mit dem drastischen Beispiel vom Gauner-Verwalter klar, dass Gott offenbar mehr Verständnis dafür hat, nach vorne zu leben als rückwärtsgewandt. 

Das heißt doch: Spare nicht mit Deinem eigenen Leben. Wenn Du zum Frieden kommen willst, investiere in Menschen, in Freundschaften, also in Beziehungen. Teile reichlich Vergebung aus, damit Dir eines Tages vergeben wird. Gehe beherzt und mutig an, was vor Dir liegt und verkriech Dich nicht hübsch bescheiden oder frustriert. Zum Frieden kommst Du nicht auf dem Wege der braven Moral. Am Ende wird es nicht darauf ankommen, dass Du makellos und rein vor Deinem Herrn dastehst – sein Erbarmen ist ohnehin größer als Du denkst. Am Ende kommt es darauf an, dass Du im Angesicht Gottes Dein Leben irgendwie gewagt hast! So beginnt der Friede.

Amen.

Biblischer Text,
Lukasevangelium 16,1-8
Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein. Da sprach der Verwalter bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln. Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde. Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Der sprach: Hundert Fass Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig. Danach sprach er zu dem zweiten: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der sprach: Hundert Sack Weizen. Er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig.
Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.
Ralf Drewes