Seit ich denken kann, sehe ich also am Volktrauertag in den Städten Soldaten in grauen Uniformen mit diesen Schütteldosen für Spenden. Das hat mich immer gegruselt. Soldaten sammeln für ihre eigenen Gräber. Das ist so ein Tag, der an tote Krieger denkt, nicht an lebende Menschen, die überall in der Welt von Gewalt bedroht sind – und von Soldaten. Noch heute gehen Menschen zugrunde, weil es Krieg und Gewalt gibt.
Jesus hatte den Schalk im Nacken. Jesus erzählt von einem Gutsbesitzer und seinem Verwalter. Was blitzt da in seinen Augen auf, während er seinen Freunden dieses Gaunerstück erzählt? Der Geschäftsführer hat nicht nur Geld zum Fenster rausgeworfen, ganz dreist rettet er mit Geld auch noch seinen Hintern. Die gepamperten Schuldner werden nicht anders können, als den Ex-Geschäftsführer in Gastfreundschaft aufzunehmen. Ich stelle mir vor, wie Jesus bübisch feixt, als er dieses Kabinettstückchen präsentiert. Die ratlosen Gesichter der Jünger, die hier unter uns sein könnten: Judas, der das Geld der Jünger verwaltet, er ist sprachlos angesichts solcher krimineller Energie. Matthäus, der Ex-Zöllner, bekommt schon beim Zuhören einen roten Kopf. Der skeptische Thomas verzieht den Mund und denkt „das nenn ich kreative Phantasie“. Petrus denkt, ja vielleicht bin nur ein einfacher Fischer, aber ich weiß ja wohl noch, was sich gehört und so ein Getrickse gehört sich einfach nicht. Und auch ich denke: Das ist doch echt jetzt eine Sauerei! Was für eine Provokation! Wie kommen wir mit diesen Worten näher zum Frieden?
Genau. Über die Provokation. Nicht mit der Moral von der Geschichte. Die gibt‘s da nicht. Jesus macht den Menschen mit dem drastischen Beispiel vom Gauner-Verwalter klar, dass Gott offenbar mehr Verständnis dafür hat, nach vorne zu leben als rückwärtsgewandt.
Das heißt doch: Spare nicht mit Deinem eigenen Leben. Wenn Du zum Frieden kommen willst, investiere in Menschen, in Freundschaften, also in Beziehungen. Teile reichlich Vergebung aus, damit Dir eines Tages vergeben wird. Gehe beherzt und mutig an, was vor Dir liegt und verkriech Dich nicht hübsch bescheiden oder frustriert. Zum Frieden kommst Du nicht auf dem Wege der braven Moral. Am Ende wird es nicht darauf ankommen, dass Du makellos und rein vor Deinem Herrn dastehst – sein Erbarmen ist ohnehin größer als Du denkst. Am Ende kommt es darauf an, dass Du im Angesicht Gottes Dein Leben irgendwie gewagt hast! So beginnt der Friede.
Amen.
Lukasevangelium 16,1-8
Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.