Beim Durchblättern einer Zeitung fällt mir diese Meldung auf: HAMBURG. In einen Stadtbus steigt eine junge Frau mit zwei Kindern. Eines sitzt in einer Karre, das andere hält sie an der Hand. Sie bringt die Karre in dem dafür vorgesehenen Raum sicher zum Stehen und beugt sich über das Kind in der Karre, um dessen Mütze zurechtzurücken. Inzwischen setzt sich der Bus in Bewegung. Durch die Lautsprecher tönt die Ansage: „Nächste Halte- stelle Kellinghusenstraße!“. Da zieht das zweite Kind an der Jacke der Mutter und fragt: „Mama, ist Gott immer so laut?“.
Als ich diese Notiz lese, muss ich natürlich lachen. Im nächsten Moment muss ich allerdings über dieses Kind staunen. Offensichtlich ist es ihm überhaupt kein Problem, im Bus Gottes Stimme zu hören. Laut und deutlich. Gott sagt die Richtung an. Nächste Haltestelle Kellinghusenstraße. So laut sogar, dass das Kind es lieber etwas leiser hätte.
„Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder ...“, ermahnt Jesus uns Erwachsene. Da ist etwas dran. Ich höre Gottes Stimme nicht so laut und deutlich, wie ich das gerne hätte. Insbesondere in der sprichwörtlichen Hektik des Alltags sind andere Stimmen näher an meinem Ohr. Und die Zeit! Wann hätte ich denn auch mal Zeit, zur Ruhe zu kommen und genau hinzuhören?
Die Herbstferien in den Schulen gehen gerade zu Ende. Für manche war dies eine Zeit, um noch einmal mit der Familie Urlaub zu machen. Langsamkeit zu erleben und Kraft zu schöpfen für das, was jetzt ansteht. Vielleicht auch, um Busse zu finden, um genau hinzuhören auf die leisen Stimmen in Ihnen selbst und um Sie herum.
„Mama, ist Gott immer so laut?“ Was die Mutter im Bus geantwortet hat, stand nicht mehr in der Zeitung. Aber ich glaube fast, sie hätte nicht gelacht und gesagt: „Ach Du Dummerchen. Das war doch der Busfahrer!“. Eher traue ich ihr zu, dass sie sagt: „Nein, leider nicht. Meistens ist er eher leise. Aber heute ist ein Glückstag, weil er uns den Weg sagt.“
Amen.
Matthäusevangelium 18, 1 - 3