Vergesst die Gastfreundschaft nicht

Andacht zum 17. Sonntag nach Trinitatis
Ein Finger drückt auf einen Klingelknopf an einer rosa Hauswand.
Bild: Canva/Getty Images

Der Autor

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers. 

Es klingelt an der Tür, und auf einmal steht Anja da. Sie kommt selten vorbei. Aber jetzt steht sie eben da. Ungeplant und trotzdem nett. Oder gerade deshalb. Und weil wir gerade essen wollen, ist etwas da, wozu wir sie einladen können. Ganz einfach, schnell gemacht. Sie bleibt also zum Essen, und ich kann mir einbilden, dass die Kartoffeln besser schmecken als sonst.

Grundsätzlich hat meine Mutter wohl Recht, dass es immer schwieriger wird, irgendwo unangemeldet zu klingeln. Bei mir tut sie das. Und ein koffeinhaltiges Heißgetränk gibt es immer.

Ich muss zugeben, diese beiden Frauen kenne ich und habe sie gerne hier. Ohne Frage. Davon habe ich auch etwas, sie hier zu haben.

Und dann lese ich, die Zahl der Geflüchteten in Deutschland steige auf 3,5 Millionen. Es seien rund 60.000 mehr als Ende 2023, so viele wie seit den 50er-Jahren nicht mehr.

Dass die Erinnerungen und Ermahnungen an Gastfreundschaft in der Bibel im Imperativ formuliert sind, hat nach wie vor eine Berechtigung.

Aber ich kann es auch sehen, dass unsere Gesellschaft eine ganze Ecke himmlischer würde, wenn dieses Ideal der Gastfreundschaft Wirklichkeit wäre.

Die Klingelknöpfe an den Türen zu nutzen, kann also ein erster Schritt zum Himmel sein.

Amen.

Biblischer Text,
Hebräerbrief 13,2
Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.
Jakob Kampermann