„Die Erde ist mein Ein und Alles“

Andacht zum 13. Sonntag nach Trinitatis
Mehrere Hände halten eine Miniatur des Planeten Erde.
Bild: Canva

Die Autorin

Eine jüngere Frau lächelt in die Kamera.
Bild: privat
Dorothee Beckermann

Dorothee Beckermann ist Diakonin in der Region Linden-Limmer.

Gott an Mose (bitte weiterleiten an die gesamte Menschheit):

Ich bin Gott. Ich bin heilig. Ich bin vollkommen. Ich bin voller Kraft. Ich habe alles erschaffen: das riesige Weltall, diesen wunderbaren Planeten Erde, alles, was auf ihm lebt – und Euch. Ihr lebt, weil ich wollte, dass Ihr lebt. Ihr seid meine geliebten Geschöpfe und ich wünsche mir nichts mehr, als dass Euer Leben gelingt, Ich bin der Herr, Euer Gott.

Ich bin die Verbindung zwischen denen, die waren, und denen, die kommen. Ich bin der Friede, der zwischen Zerstrittenen einkehrt, wenn sie sich versöhnen. Ich bin die Gerechtigkeit, wenn alle bekommen, was sie brauchen. Ich bin die Einsicht, wenn Euch aufgeht, dass alle Eure Taten Auswirkungen auf Euch und Eure Mitwelt haben. Ich bin der Mut, wenn Ihr jemandem liebevoll die Wahrheit sagt. Und die Freude in Euch, wenn der Konflikt sich löst und das Miteinander gelingt. Ich bin die Liebe, die einen Mitmenschen anlächelt, die im Gegenüber die Schwester erkennt, die dem Bruder die Hand ausstreckt.

Ich habe keinen Spaß daran, Euch Vorschriften zu machen. Ich führe nicht Buch über Eure persönlichen Verfehlungen. Ich will Euch nicht mit unerfüllbaren Regeln konfrontieren, nur um zu sehen, ob Ihr Euch für mich wirklich genug anstrengt. Meine Gebote sind kein Dressurprogramm. Am Ende gibt es keine Belohnung für die, die alle Punkte auf ihrer To-Do-Liste abgehakt haben.

Ich bin Gott. Mir geht es nicht darum, dass Ihr alles richtig macht. Ihr sollt nicht perfekt sein – Ihr sollt heilig sein. Nicht als Prüfung. Nicht um an überhöhten Ansprüchen zu scheitern. Nicht um besser zu sein als die anderen.

Ihr sollt heilig sein, weil meine Kraft schon in Euch liegt. Es ist mir nicht egal, wie Ihr miteinander umgeht. Ich bin für faire Bezahlung, eine unabhängige Rechtsprechung und Lebensbedingungen, die die Würde jedes einzelnen Menschen wahren. Ich will, dass Ihr Verantwortung übernehmt und Euch umeinander kümmert. Macht Euch nicht kleiner als Ihr seid, trefft bewusste Entscheidungen und nutzt Eure wunderbaren Fähigkeiten dafür, mehr Gutes, mehr Freude und mehr Lebendigkeit in diese Welt zu bringen. Haltet Euch nicht einfach aus allem raus. Mischt Euch ein. Tut meinen Willen genau dort, wo Ihr gerade seid.

Ich bin Gott. Diese Schöpfung ist mein Ein und Alles. Und an Euch sollen alle erkennen, wie wichtig mir das Leben ist. Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Ich bin der Herr, Euer Gott.

Biblischer Text,
Lev 19,1–3.13–18.33–34
Der Herr sprach mit Mose und forderte ihn auf, mit den Israeliten zu reden und ihnen auszurichten: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Ich bin der Herr, euer Gott. Jeder soll seinen Eltern mit Ehrfurcht begegnen, seiner Mutter und seinem Vater. Außerdem sollt ihr den Sabbat einhalten. Ich bin der Herr, euer Gott. Du sollst deinen Nächsten nicht unterdrücken und ihn nicht ausbeuten. Den Lohn des Tagelöhners sollst du gleich ausbezahlen. Du sollst ihn nicht bis zum nächsten Morgen behalten. Du sollst Tauben nicht mit Worten schaden. Du sollst Blinden kein Hindernis in den Weg legen. Und du sollst Ehrfurcht haben vor deinem Gott. Ich bin der Herr. Bei Gericht soll es nicht ungerecht zugehen: Du sollst den Bedürftigen nicht bevorzugen, aber auch den Mächtigen nicht begünstigen. Stattdessen soll es gerecht zugehen, wenn du für deinen Nächsten Recht sprichst. Du sollst es nicht darauf anlegen, andere vor deinem Volk zu verleumden. Geh auch nicht hin, um das Leben deines Nächsten zu fordern! Ich bin der Herr. In deinem Herzen soll es keinen Platz für Hass geben: Hasse deinen Bruder und deine Schwester nicht! Stattdessen sollst du mit deinem Nächsten reden und ihn auf sein Verhalten ansprechen. So wirst du dich seinetwegen nicht mit Sünde belasten. Du sollst dich nicht rächen und deinen Brüdern und Schwestern nichts nachtragen. Stattdessen sollst du deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr. Wenn ihr in eurem Land seid und ein Fremder bei euch lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Wie einen Einheimischen sollt ihr den Fremden ansehen, der bei euch lebt. Du sollst ihn lieben wie dich selbst. Denn im Land Ägypten seid auch ihr Fremde gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.
Dorothee Beckermann