Es gibt ein Gefühl, das an uns nagt. Neid. Am Anfang der Bibel findet sich gleich eine Erzählung, in der ein solcher Neid eskaliert. Offenbar gehört das zum Menschen dazu.
Menschen vergleichen. Die eigene Situation mit der von anderen. Kinder machen das fast automatisch: Wenn ein Kind ein Eis hat, will das nächste auch eins. Sonst ist das ungerecht – und es gibt Tränen. (Ich kenne das gut, denn ich bin mit vier Geschwistern aufgewachsen.)
Aber Erwachsene hören damit nicht auf. Meine Freundin hat ständig Glück in ihrem Leben. Im Beruf. Mit ihrer Figur. Bei den Männern. Und ich? Das ist doch alles ungerecht! Ganze Parteien profitieren davon, entsprechenden Neid zu streuen.
Kain, der seinen Bruder Abel erschlägt, verlässt das Land. Er fürchtet, selbst erschlagen zu werden. Gott schützt ihn. Mit dem Kainsmal. Damit ist er gekennzeichnet als der, der seinen Bruder erschlagen hat. Und dann schützt ihn dieses Zeichen. Er soll nicht aus Rache erschlagen werden.
Neid macht unglücklich
Menschen vergleichen. Menschen machen sich damit oft unglücklich. Die Bibel erzählt immer wieder von Menschen, die vergleichen. Und aus ihrer Not heraus, eine Ungerechtigkeit zu empfinden, auch auf grausame Lösungen kommen.
Josefs Brüder wollen den kleinen Strahlemann loswerden und verkaufen ihn an eine Karavane. Kain hält es nicht aus, dass Abel besser dasteht, und schlägt ihn tot. Unter Brüdern ist das Vergleichen scheinbar besonders gefährlich. Neid kann durchaus hartnäckig und penetrant sein.
Eine Erzählung finde ich nicht in der Bibel. Nämlich, dass Gott den neidischen Menschen kurz beiseite nimmt und ihm sagt: „Was bist Du neidisch? Du bist doch mein Kunstwerk! Ich staune manchmal, was mir da gelungen ist. Komm, lass uns mal zusammen gucken!"
Ich nehme an, manche Geschichte wäre anders ausgegangen. Und würde es heute immer noch tun. Manche Wahl wahrscheinlich auch. Das zu erkennen, erfordert viel Liebe. Wahrscheinlich besonders sich selbst gegenüber.
Amen.
Psalm 139, 13 - 14