Schon der Prediger Salomo wusste: Alles hat seine Zeit. Pflanzen. Ausreißen. Suchen. Verlieren. Und alles Mögliche mehr. Ich ergänze: Arbeit hat seine Zeit – und Urlaub hat seine Zeit. Es sind Sommerferien. Hoffentlich haben auch Sie ein paar Tage Urlaub. Ich merke jedenfalls, dass es wahrlich Zeit ist für eine Erholungspause. Raus aus dem Alltag. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Zeit für Urlaub.
Urlaub – das Wort kommt aus dem Althochdeutschen (Urloup) und bedeutete ursprünglich ganz allgemein Erlaubnis. In der höfischen Sprache der mittelhochdeutschen Zeit bezeichnete es dann die Erlaubnis wegzugehen, die ein Höherstehender oder eine Dame dem Ritter erteilen konnte. Wenn der Ritter die Urloup hatte und weg war, konnte er in dieser Zeit keine Abgaben zahlen – ein schöner Nebeneffekt. Bezahlten Urlaub gab es ab dem Kaiserreich. Zunächst stand er aber nur hohen Beamten zu, weil, so die zweifelhafte Begründung, diese so viel sitzen würden und körperlich nicht ausgelastet seien. Urlaub als Fitness. Und als dann endlich alle Urlaub haben durften – in der Weimarer Republik –, da war das zunächst nur eine Woche im Jahr. Wie gut, dass das heute alles rechtlich geregelt ist. Jede und jeder hat ein Recht auf Urlaub. Sechs Wochen. Alles hat seine Zeit.
Es gibt ein Kinderbuch zum Thema Urlaub, das auch Erwachsene schmunzeln lässt. Es heißt „Jesus nimmt frei“. Selbst Jesus ist erschöpft vom täglichen Erzählen und Wunder tun. So kommt es, dass die Wunder nicht mehr so richtig gelingen. Jesus geht deshalb zum Arzt und der schickt ihn in den Urlaub. Zwar nur einen Tag, aber immerhin… Und diesen Tag genießt Jesus so richtig. Er macht einen langen Ausritt auf seinem Esel, ruht sich aus. Tut, was er immer schon mal tun wollte – nämlich mit seinem Heiligenschein jonglieren –, und freut sich am Leben. Alles hat seine Zeit eben. Das Jonglieren auch.
Trotzdem hat Jesus zunächst ein schlechtes Gewissen, dass er an diesem Tag niemanden geheilt und keine Gleichnisse erzählt hat. Doch hinterher merkt er: Der Tag hat trotzdem nicht nur ihm gutgetan. Denn wo er war, hat er gute Laune verbreitet und die Menschen mit seinem Urlaubsgefühl angesteckt. Und die Wunder gehen nun auch wieder besser von der Hand.
Und denken Sie dran: Nicht nur Gottes Sohn macht mal Urlaub, sondern Gott selbst hat die Pausen eingeführt. Als er am 7. Tage nach der Schöpfung ausruhte – ein echtes Vorbild. Denn schon Gott wusste: Alles hat seine Zeit.
Genießen Sie also die freien Tage und all das, was Sie vorhaben oder auch nicht – und machen Sie diese Ferien zu Ihren ganz persönlichen Festtagen. Meine Urloup dazu haben Sie.
Prediger 3,1–8