Himmlische Dimensionen

Andacht zu Himmelfahrt
Eine als Mann lesbare Person in einem Raumanzug am Straßenrand und hält den Daumen raus. In der anderen Hand hält er ein Schild mit der Aufschrift MARS.
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Der Autor

Landesbischof Ralf Meister Kloster Loccum
Bild: Insa Hagemann
Landesbischof Ralf Meister

Ralf Meister ist Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

„Was steht ihr da und seht zum Himmel?“ Der Himmel ist wieder von Interesse. Nach der ersten Mondlandung vor 55 Jahren starten neue Raketen, um eine Mission zum Mars vorzubereiten. Sonden werden zum Mars geschickt und Teleskope suchen nach lebensfreundlichen Himmelskörpern. Manche sehen im Universum die Zukunft. Manche erwarten vom Blick in den Himmel die Lösung der irdischen Probleme. Der Sänger Max Raabe hat treffend geurteilt: „Ich verstehe nicht, dass man mit dem Geld, mit dem man auf den Mars will, nicht einfach mal guckt, dass hier alles funktioniert. Ich verwüste meine Wohnung und gucke mal, was im Nachbarhaus ist?“

Es ist ein technischer Blick, der Menschen fasziniert, aber nicht nur. Kann es auch ein Rettungsblick für die Verwandlung dieser Welt, unserer irdischen Heimat sein? Als die Jüngerinnen und Jünger ihren Blick in den Himmel wandten, suchten sie darin die Gegenwart Jesu. Wem der Himmel offen erschienen ist, der findet sich nicht mehr ab mit den begrenzten Sichtweisen in unserer Welt. Diese Weite gibt eine konkrete Aufforderung, mit einem neuen Blick nach dem Rechten vor Ort zu schauen. Hier unten erscheint etwas möglich, weil wir in der Weite des Kosmos einen neuen Blickwinkel bekommen haben.

Der Himmel ist kein technischer Ort. Ich bin fasziniert von den Erkenntnissen des Universums, aber ebenso von der ungreifbaren Unendlichkeit. Ob durchs Fernrohr oder in die Wolken – es ist ein Blick in andere Dimensionen. Himmelfahrt öffnet mich für die grenzenlosen Dimensionen des Lebens. Dass nicht alles machbar, aber vieles geschenkt ist. Dass nicht alles greifbar, aber trotzdem vieles wirklich ist. „Über’m Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen.“ In der „Ode an die Freude“ gibt Beethoven dieser himmlischen Dimension einen gewaltigen Klang. Es ist ihm eine Freude, wie sich Gottes Gegenwart über uns ausspannt.

Himmelfahrt, ein weiter Blick auf unsere enge Welt. Wir können ihn mitnehmen in unsere alltäglichen und manchmal sehr bedrängenden Probleme. Wir begegnen ihnen weiterhin mit allem Sachverstand und Realitätssinn, die uns zu Gebote stehen. Doch vielleicht wird es uns so gehen wie den Jüngerinnen, dass wir etwas für möglich halten, was unseren irdischen Horizont übersteigt. Dann feiern wir Himmelfahrt – nicht nur für einen Tag, sondern mit unserem Leben.

Amen.

Predigttext,
Apostelgeschichte 1,3–11
Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. Und als er mit ihnen beim Mahl war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr – so sprach er – von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.
Landesbischof Ralf Meister