Wenn es Gott doch gibt, warum kann man das so oft nicht merken? Wäre das nicht schön, wenn man uns Christen das auch ansehen könnte, dass wir einen Gott haben? Sonst hat es doch den Anschein, als glaubten wir an einen Gott, den es womöglich gar nicht gibt.
Aber: Glauben funktioniert nicht so einfach. Glauben funktioniert nicht.
Der erste, der diese Glaubenserfahrung durchdekliniert, ist Jesus Christus. Jesus zieht sich zurück. Er will seinen Weg für die Zukunft suchen. Er geht in die Wüste. Er meditiert, sucht seine Mitte. Er betet und fastet. Er konzentriert sich auf sich selbst und seinen weiteren Weg. Entzieht sich anderen Menschen, ihren Ideen und Stimmen. Und plötzlich hört er eine für ihn neue Stimme. Und der Versucher trat zu ihm und sprach ihn an. Der Teufel tritt auf den Plan. Der Diabolos, der Durcheinanderwerfer. Er versucht, Jesus durcheinanderzuwirbeln. Und er trifft ihn im Kern. Mit drei Versuchungen.
Jesus lässt sich auf keinen Machtkampf ein. Er spielt das Spiel des Teufels nicht mit. Er lässt sich nicht dazu verleiten, seine enge Beziehung zu Gott, seinen Glauben, unter Beweis zu stellen. Glauben funktioniert nicht. Aber Glauben rechnet mit Gottes Möglichkeiten.
Glaube funktioniert nicht. Glaube ist kein Spektakel. Glaube passt nicht auf die große Bühne. Jesus will das gar nicht erst versuchen. Er will Gott nicht versuchen. »Du sollst den Herrn, Deinen Gott, nicht versuchen.« hält er dem Teufel entgegen. Alles Bitten, alles Beten steht unter der Voraussetzung: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Gott herauszufordern, ist ein teuflisches Spiel. Jesus glaubt anders, Jesus lebt anders: Nicht wie ich will, sondern wie Du willst… betet Jesus im Garten Getsemaneh. In den kommenden Wochen, der Passionszeit, werden wir wieder davon hören und darüber sprechen, wie Jesus diesen Weg bis ans Kreuz gegangen ist.
Glaube funktioniert nicht. Aber er bleibt auch nicht ohne Wirkung. Glaube wirkt. Dann, wenn alles durcheinander ist. Wenn der Durcheinanderwerfer sich meldet und uns in Frage stellt. Wer bist Du? Ein Kind Gottes? Na, dann zeig mal… Das nagt an uns. Und spielt mit unseren Sehnsüchten. Der Sehnsucht nach einfachen Lösungen. Der Sehnsucht nach Gottes Liebe. Der Sehnsucht nach Anerkennung, vielleicht sogar Macht.
Jesus kennt das. Und wir beten es mit seinen Worten immer wieder: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!
Glaube ist die Kraft, die uns den Rücken stärkt. Die uns hindurchträgt durch das Durcheinander. Glaube schützt uns nicht vor dem Durcheinander, aber in dem Durcheinander. So gehalten und gestärkt können wir dem Durcheinanderwerfer direkt in die Augen zu gucken und sagen: Weg mit Dir!
Amen.
Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Ps 91,11-12): »Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5. Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, Deinen Gott, nicht versuchen.«
Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich Dir geben, wenn Du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit Dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5. Mose 6,13): »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm.