Vorsichtig halten zwei Hände ein bisschen Erde, aus der eine junge Pflanze herauswächst. Ganz behutsam sehen die Hände aus. Fast schon zärtlich tragen sie das kleine Grün. Das Gesicht von dem Menschen, zu dem diese beiden Hände gehören, ist nicht mehr drauf auf dem Bildabschnitt. Wie mag dieser Mensch wohl gucken? In seinem Gesicht könnte sich Neugierde spiegeln. Freude – Vor-Freude. Vielleicht auch Sorge?
Was traust Du dieser kleinen Pflanze eigentlich zu, die Du da in der Hand hältst? Traust Du ihr zu, groß zu werden, weiterzuwachsen, zu er-wachsen? Traust Du ihr zu, ihr Ziel zu erreichen, Sinn zu haben und ihr Leben zu leben? Wie – glaubst Du – wird es mit ihr weitergehen? Was glaubst Du?
Was traust Du Deinen Glauben eigentlich zu, den Du da in Deinem Herzen hast? Traust Du ihm zu, weiterzuwachsen, groß zu werden, erwachsen zu werden? Traust Du ihm zu, sein Ziel zu erreichen, Sinn zu haben, Sinn zu geben und sein Leben zu leben? Dein Leben im Himmel zu erden?
Was traust Du Dir selbst eigentlich zu, der Du jetzt gerade über Dich nachdenkst? Traust Du Dir zu, weiterzuwachsen, groß zu werden? Traust Du Dir zu, Dein Ziel zu erreichen, Sinn zu finden und Dein Leben zu leben?
Und: Was traust Du Gott eigentlich zu, an den Du glaubst? Traust Du ihm zu, weiterzuwachsen, groß zu werden? Traust Du ihm zu, sein Ziel zu erreichen, Sinn zu stiften und uns Leben zu schenken?
Mit wie viel Gott rechnen wir in unserer Welt? In unserem Leben? Nehme ich lieber alles selbst in die Hand? Wie gut halte ich es aus, wenn meinen Händen etwas oder sogar alles entgleitet?
Und wie beten wir? Vater im Himmel, gib dass wir dies und jenes tun, dass wir einander helfen? Oder wagen wir Gott zu bitten, dass er hilft? Dass er selbst dareinfährt?
Mit Gott zu rechnen, ist eine Zumutung. Denn es verlangt einiges von uns. Sich auf Gott zu verlassen und mit seinen Möglichkeiten zu rechnen, ja, auf seine Möglichkeiten zu bestehen.
Das ist eine Provokation. Es ist ein Kitzeln in ihr. Denn: Was wäre wenn? Wenn auf einmal Frieden auf Erden wäre. Wenn kein seniler Machthaber mehr auf sein Volk schießen lassen würde. Wenn mein Vater eine neue Arbeitsstelle bekäme. Wenn meine Enkeltochter die mittlere Reife schafft. Wenn mein Wellensittich noch ein paar Jahre zu leben hätte. Wenn all das bei Gott möglich wäre…
Es bleibt die Frage: Wenn wir uns darauf einlassen, wenn wir uns auf Gott einlassen und verlassen – was passiert, wenn nichts passiert? Wenn auch Gott das Unmögliche unmöglich bleibt?
Trauen wir uns das zu? Trauen wir uns?
Amen.