You'll never walk alone

Andacht zum 13. Sonntag nach Trinitatis
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Der Autor

Jakob Kampermann
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Jakob Kampermann

Der Slogan "you'll never walk alone" ist ja nicht erst bekannt, seit Olaf Scholz ihn zitiert. Er knüpft an einer biblischen Geschichte an, die fast so bekannt ist wie die Weihnachtsgeschichte: Der barmherzige Samariter. Die dort geschilderte Nächstenliebe ist so etwas wie ein Schlagwort für unsere Religion und unsere Kirche, seit Jesus das Gleichnis erzählt hat.

Die Frage aus dem Bibteltext "Wer ist denn mein Nächster?" ist produktiver gestellt, wenn man fragt:"Wem werde ich zum Nächsten?". Das kann aber nur passieren, wenn man tatsächlich seine Berührungsängste hinter sich lässt. Dann findet Berührung statt. Und das berührt.

In vielen Rückblicken können wir gerade Szenen aus dem Leben von Königin Elisabeth II. sehen. Besonders in Erinnerung bleiben nicht die Bilder, auf denen sie in ihrer Limousine an Menschen am Straßenrand vorbeigefahren ist. Sondern die Momente, in den sie mit ihrem Mann die Limousine oder den Palast verließ und zu den Leuten am Straßenrand ging. Die waren natürlich begeistert. Walkabout wird das genannt.

Von Jesus Christus werden viele solche Begegnungen erzählt. Die Evangelien sind voll davon. Gesellschaftliche Grenzen hat er überschritten. Damit hat er, gelinde gesagt, irritiert. Man erzählt sich noch heute davon. Darin steckt eine überzeugende Kraft. Auf einmal ist so vieles möglich! Auf einmal passiert Heilung. Auf einmal passiert Heil.

Auf Menschen zugehen. Grenzen überwinden. Das bewirkt etwas. Das gilt für eine britische Monarchin, das gilt für deutsche Kanzler, das gilt auch für uns.
So geh hin und tu desgleichen! Das sagt Jesus am Ende seiner Geschichte, damit seine Geschichte kein Ende hat.

Amen.

Biblischer Text,
Lukas 10, 25-37
Und siehe, da stand ein Gesetzeslehrer auf, versuchte ihn und sprach: "Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Lebe ererbe?"
Er aber sprach zu ihm: "Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?"
Er antwortete und sprach: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst".
Er aber sprach zu ihm: "Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben."

Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: "Wer ist denn mein Nächster?"

Da antwortete Jesus und sprach:
"Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen.

Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber.

Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte es ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme.

Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, de unter die Räuber gefallen war?"
Er sprach: "Der die Barmherzigkeit an ihm tat."
Da sprach Jesus zu ihm: "So geh hin und tu desgleichen!"
Jakob Kampermann