„Mit großer Standhaftigkeit ertragen wir Leid, Not und Verzweiflung. Man schlägt uns, wirft uns ins Gefängnis und hetzt die Leute gegen uns auf. Wir arbeiten bis zur Erschöpfung, wir schlafen nicht und essen nicht.“
Worte, die von Menschen aus der Ukraine stammen könnten. Seit mehr als einer Woche sehe ich nun schon die schrecklichen Bilder von Leid, Not und Verzweiflung. Ich sehe zerstörte Städte, rollende Panzer und Menschen auf der Flucht. Und ich höre davon, dass die russischen Staatsmedien kaum über den Krieg berichten. Alles wird weiterhin beschönigt, verdreht oder verschwiegen.
Doch diese Worte stammen nicht aus der Ukraine. Sie stehen im 2. Korintherbrief. Fast 2000 Jahre alt. Und wenn ich dort weiterlese, dann lese ich:
„Zu unserem Dienst gehören ein einwandfreier Lebenswandel, Erkenntnis, Geduld und Güte, der Heilige Geist und aufrichtige Liebe. Zu unserem Dienst gehören außerdem die Wahrheit unserer Verkündigung und die Kraft, die von Gott kommt.“
Mich bewegen diese alten Worte. Ich fühle mich klein und ohnmächtig angesichts des schrecklichen Krieges. Und ich frage mich: Was kann ich hier, im sicheren Deutschland, tun? In diesem Abschnitt finde ich eine Antwort: „… aufrichtige Liebe … Wahrheit unserer Verkündigung und die Kraft, die von Gott kommt.“
Liebe, Wahrheit und Kraft, die von Gott kommt – sie sollen nicht zu Opfern des Krieges werden. Sie will ich hier, wo ich bin, doch wenigstens im Kleinen dem großen Krieg entgegensetzen! Und ich wünsche mir, dass auch die tapferen Menschen in der Ukraine diese Worte hören:
„Wir kämpfen mit den Waffen der Gerechtigkeit, in der rechten und in der linken Hand. … Wir sind vom Tod bedroht, und seht doch: Wir leben! Wir werden ausgepeitscht und kommen doch nicht um. … Wir haben nichts und besitzen doch alles!“
Ich bete in diesen Tagen zu Gott, dass es Worte wie diese sind, die am Ende das letzte Wort haben werden.
Amen.
2. Kor 6,1–10