In seinem regelmäßigen Bericht vor der Landessynode warb Landesbischof Ralf Meister für ein „an der Auferstehung orientiertes Ressourcenverständnis“. Dem Bericht schloss sich eine breit gefächerte Aussprache im Plenum an.
Kirche an anderen Orten
Die besondere Atmosphäre in der Loccumer Klosterkirche als Tagungsort veranlasste Maike Selmayr (Sprengel Stade), sich für besondere Kirchorte in der Landeskirche einzusetzen. Kirche an anderen Orten, wie zum Beispiel Klöster, geistliche Zentren, Urlauberseelsorge, Friedensorte und andere sprächen insbesondere auch konfessionslose Menschen an. Dementsprechend beantragte Selmayr, dass der Schwerpunkteausschuss überprüfen möge, in welcher Weise „andere Formen kirchlichen Lebens“ nach Art. 3 Abs. 3 der Kirchenverfassung als Fokusthema vertiefend in den Blick genommen werden können.
Umgang mit Betroffenen sexualisierter Gewalt
In Bezug auf sexualisierte Gewalt in der Landeskirche hob Sebastian Kühl (Sprengel Hannover) folgenden Satz aus dem Bericht hervor: „Die Anklage der von sexualisierter Gewalt Betroffenen ist eine Autorität sui generis.“ „Wenn wir uns diesen Satz immer wieder vergegenwärtigen, haben wir viel gewonnen“, sagte Kühl. Er betonte, der Satz sei richtig und wichtig, dennoch habe er noch nicht das Gefühl, „dass das bei uns durchgedrungen ist“. Die Konsequenz aus diesem Satz sei auch, dass die Betroffenen nicht gezwungen werden, ihre Anklage in einer bestimmten Form vorzubringen. Es bleibe eine der wichtigsten Aufgabe, ihnen entgegenzukommen, ihre Perspektive ernst zu nehmen und immer wieder in den Mittelpunkt kirchlichen Handelns zu stellen.
Zur Zukunft von Kirchengebäuden
Martin Sundermann (Sprengel Ostfriesland-Ems, auf dem Foto) ging auf das sogenannte „Manifest“ zur Zukunft von Kirchengebäuden ein. „Wir werden damit leben müssen, dass Kirchen nicht mehr immer top gepflegt sein werden“, sagte Sundermann und beschrieb die Situation in Frankreich, wo zahlreiche Kirchen teilweise in desolatem Zustand seien, dennoch als Kirchen erkennbar sind. Adalbert Schmidt (Leiter der Bauabteilung im Landeskirchenamt) stimmte dieser Einschätzung zu und sagte: „Eine Instandsetzung auf absolutem Top-Niveau werden wir uns nicht leisten können.“ Das sei der Grund für die Rundverfügung, die die Kirchenkreise und Kirchengemeinden veranlassen sollte, über die Kategorisierung ihres Gebäudebestandes nachzudenken. Außerdem bleibe mit der Denkmalpflege zu diskutieren, inwiefern es verschiedene Stufen der Instandsetzung geben kann, damit es auch rechtens wird, dass Kirchen „nur überleben“, aber nicht mehr betretbar sind. Auch Landesbischof Ralf Meister ermutigte dazu, mehr Unvollkommenheit bei kirchlichen Gebäuden zuzulassen.
Zum Umgang mit AfD-Wählenden
Cordula Schmid-Waßmuth (Sprengel Hannover) nahm Bezug auf den Abschnitt zur Barmer Theologischen Erklärung und bedankte sich für die klaren Worte, mit denen Meister betonte, dass manche AfD-Positionen nicht mit christlichen Werten vereinbar seien. Das stärke zum Beispiel Kirchenvorstehende vor Ort, die mit Menschen mit rechter Gesinnung in Kontakt kämen. Sebastian Kühl (Sprengel Hannover) verstärkte diese Wortmeldung. Es sei wichtig und gut, klare Argumente zu benennen. In Bezug auf Meisters Absicht, den Dialog zu AfD-Wählenden nicht abreißen zu lassen, wies er darauf hin, dass Rechtsextreme und Faschisten seiner Erfahrung nach kein Interesse daran haben, zu reden. „Wenn, dann haben sie ein Interesse daran, unsere Kirche zu unterwandern“, warnte Kühl und empfahl keine Energie in Debatten mit Rechtsextremen zu verschwenden, sondern zuerst dafür zu sorgen, dass Kolleginnen, Kollegen und Jugendliche, die angefeindet werden, Solidarität erfahren.
Kirchenasyl
Uta Giesel (Sprengel Hildesheim Göttingen) erzählte vom nunmehr vierten Kirchenasyl in ihrer Gemeinde und betonte, was dies den Zusammenhalt in der Gemeinde stärke. Derzeit gebe es 70 Kirchenasyle in der Landeskirche. Besonders nach dem Fall in Bienenbüttel sei die Verunsicherung und der Wunsch nach Beratung groß. Daher beantragte Giesel eine personelle Aufstockung für die Beratung und Begleitung von Kirchengemeinden, die Kirchenasyle gewähren.
Schulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt
Jörn Surborg (Sprengel Hildesheim-Göttingen) stellte fest, dass in Sachen Prävention schon viel getan wird. Viele Kirchenkreise haben bereits ein Schutzkonzept verabschiedet, zahlreiche Mitarbeitende wurden durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren geschult, es seien aber noch nicht alle. Außerdem gebe es noch Beratungsbedarf, unter anderem zum Umgang mit Führungszeugnissen von Ehrenamtlichen. „Wir haben die Möglichkeit ad hoc ein Zeichen zu setzten“, sagte Surborg und beantragte, einen Betrag von 500.000 Euro zur Verfügung zu stellen, um die Erarbeitung von Schutzkonzepten, die Grundschulungen und weitere Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt zu unterstützen. Dem stimmte die Landessynode zu. Auch Nina Hollung (Sprengel Lüneburg), selbst Multiplikatorin für die Grundschulung im Kirchenkreis Celle, hob hervor, wie wichtig, aber auch wie anstrengend es sei, die Schulungen flächendeckend durchzuführen. Dazu sei die finanzielle Unterstützung unbedingt nötig.