Startseite Archiv Bericht vom 24. November 2004

„Heizen mit Weizen“

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Zu ethischen Problemen der energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe hat Brigitte Scherb, Vorsitzende des niedersächsischen LandFrauenverbandes Hannover e.V., vor der hannoverschen Synode Stellung genommen. Die Landwirtin aus Bredelem im Landkreis Goslar verwies darauf, dass seit 1999 Nahrungsmittel- und Energiepreise in ein eklatantes Missverhältnis geraten seien, da der Marktwert von Weizen unter seinem Heizwert liege. „2,5 kg Weizen, die 1 l Heizöl ersetzen, kosten 24 Cent, 1 l Heizöl dagegen 40 Cent,“ konkretisierte Scherb. Deshalb sei derzeit die thermische Nutzung von Getreide lukrativer als die Nutzung für Nahrungsmittel.

Allerdings dürfe, so die Landwirtin einschränkend, Brotgetreide nicht für die thermische Nutzung verwandt werden. Zukunftsweisend sei vielmehr die Praxis in Dänemark, das momentan eine Vorreiterrolle in der thermischen Nutzung von Getreide einnehme. Hier werde Getreide, das nicht zum menschlichen Verzehr geeignet sei, zur Wärmegewinnung genutzt.

Es gebe sicherlich ein Akzeptanzproblem beim „Heizen mit Weizen“ räumte die Referentin ein, denn hier werde eine ethische Grenze durchbrochen: Lebensmittel würden zu Heizmitteln. Aber, so Scherb, was momentan auf dem Energiesektor passiere, sei ebenfalls durch die Verwendung von Atomkraft und nicht nachwachsender Rohstoffe wie Erdöl und Erdgas ethisch nicht unumstritten.

„Der Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Strom-, Wärme und Kraftstoffgewinnung kann für die Landwirtschaft zu einem neuen wirtschaftlichen Standbein werden“, resümierte die Landfrau. Vom „Landwirt“ zum „Energiewert“ sei für viele Betriebe eine realistische Perspektive, denn „in der Ausnutzung von Biomasse zur Energiegewinnung liegt ein großes Potential“. Neben der Verbrennung von Holz und Stroh zum Heizen bzw. zur Stromerzeugung lasse sich ebenfalls aus Öl, Zucker- und stärkehaltigen Ackerpflanzen Kraftstoff gewinnen. Um gerade der nächsten Generation noch eine Lebens- und Bleibeperspektive in der Landwirtschaft zu ermöglichen, sei eine Zukunftsorientierung in Richtung neuer Produktions- und Arbeitsfelder bei nachwachsenden Rohstoffen unerlässlich, so Brigitte Scherb abschließend.