Präsidentin der Reformierten: Kirche hat Brückenfunktion in Syrien
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Beirut/Hannover. Nach Einschätzung der neuen Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, Najla Kassab, werden die Christen eine wichtige Rolle im Friedensprozess in Syrien spielen. "Die Kirche ist die Brücke zur Versöhnung in der Zukunft", sagte Kassab dem Evangelischen Pressedienst (epd). Trotz der schrecklichen Situation erlebe die Kirche in Syrien eine "spirituelle Wiederbelebung". Zudem schrumpfe die Terrororganisation "Islamischer Staat". Das erlaube, einen Dialog über die Zukunft von Syrien zu führen, sagte die Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Syrien und Libanon. Sitz der Weltgemeinschaft ist Hannover.
Kassab lebt mit ihrer Familie im libanesischen Beirut und reist als Direktorin der Bildungsabteilung ihrer Kirche regelmäßig nach Syrien. Sie gehe dieses persönliche Risiko ein, "um Syrien meiner Solidarität zu versichern", sagte die 52-Jährige. Die Brüder und Schwestern dort bräuchten das Gefühl, "dass wir eine Kirche sind". Es sei Zeit, "den Worten Taten folgen zu lassen". Dort treffe sie auch Vertreter anderer Religionen, mit denen die Christen nachbarschaftlich lebten, zumeist gemäßigte Muslime.
Die libanesische Pfarrerin war von der Generalversammlung am 7. Juli in Leipzig zur Repräsentantin von rund 80 Millionen reformierten Christen in aller Welt gewählt worden. In ihrer Abschlusserklärung hatten die Delegierten des Dachverbandes erklärt, die Reformierten Kirchen wollten sich für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einsetzen und dazu beitragen, ungerechte Systeme zu entmachten.
Die Menschen in Syrien seien erschöpft von dem anhaltenden Krieg und sie warteten auf den Frieden ohne den Terror des "Islamischen Staats", sagte Kassab. Familien seien über die ganze Welt verstreut, das "bricht den Eltern das Herz". Dennoch liebten viele Syrer ihr Land und fühlten sich verpflichtet zu bleiben. Die Evangelische Kirche in Syrien und Libanon (National Evangelical Synod of Syria and Lebanon) unterstütze die Menschen mit Lebensmitteln, Medikamenten, Bildung und Unterkünften in ihrem Wunsch, in Syrien zu bleiben.
Auch die Situation der mehr als 1,5 Millionen syrischen Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Libanon, "mehr als ein Viertel der Bevölkerung", beschreibt die Theologin als dramatisch. Manchmal sehe Sie zum Beispiel siebenjährige Mädchen nachts um zwölf allein auf der Straße betteln, womit sie sich auch der Gefahr aussetzten, missbraucht zu werden. Ihre Kirche habe mit finanzieller Unterstützung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen fünf Schulen für diese Kinder ins Leben gerufen. Sie sehe im Nahen und Mittleren Osten, dass viele junge Menschen ihre Heimat verließen und in fremde Kulturen gingen "um ihre Zukunft zu sichern".
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen