Fragen, die man nur flüstert
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Sie brennen auf den Nägeln. Sie beschäftigen die Gedanken. Und kosten schließlich Mut, sie zu stellen: Fragen, die man sich nicht recht zu stellen traut. Weil sie vermeintlich „blöd“ sind, weil man die Antworten doch eigentlich kennen sollte, oder weil das Thema einfach „uncool“ ist. Gerade Jugendliche machen sich viele Gedanken, wie sie in ihrer Clique wahrgenommen werden – eine „falsche“ Frage zu stellen, ob in der Schule, beim Konfer-Unterricht oder anderswo, kann mit Hohn und Spott enden.
„Wir merken besonders auf Freizeiten, dass es ganz viele solcher Fragen gibt“, sagt Elske Gödeke, Diakonin aus Hildesheim. „Das fängt damit an, dass man theologische Konzepte wie die Trinität nicht versteht: ,Wie soll das gehen, die Dreieinigkeit?‘ und geht hin bis hin zu persönlichen Überlegungen, ob Pfarrer*innen oder Diakon*innen, die da so selbstbewusst vom Glauben erzählen, wohl schon einmal gezweifelt und mit Gott gehadert haben. Das Spektrum ist sehr weit.“
Für all solche Glaubensfragen, die man sich nicht traut, laut zu stellen, plant die 34-Jährige gemeinsam mit Julia Grote, ebenfalls Diakonin, an einem Podcast – „Flüsterfragen“. „Jugendliche können uns ihre Fragen stellen, Elske und ich beantworten sie dann im Podcast“, sagt Julia Grote. Die beiden Frauen haben gemeinsam in Hannover Religionspädagogik und soziale Arbeit studiert und sogar zusammengewohnt – beste Bedingungen also, gemeinsam auch über persönliche Fragen zu sprechen. „Wir möchten Infotainment machen, also theologische Erklärungen mit einer persönlichen Note verbinden – nicht nur Fachliches erklären, sondern auch unterhalten“, sagt Elske Gödeke. „Das kann rund um das Thema Glauben alles sein – mir fällt keine Frage ein, die wir nicht beantworten würden.“
Die Vorfreude auf ihren Podcast ist beiden anzumerken, als sie probeweise ein kleines Mischpult mit Kopfhörern und Mikrofon verbinden und ein Schild an die Tür hängen, auf dem „Ruhe! Aufnahme!“ steht. „Wir werden die Aufnahme hier erstmal in der kleinen Bücherei des Jugenddienstes Hildesheim versuchen – es ist ein ruhiger Raum und die Bücher sollten gut dämmen“, sagt Elske Gödeke. Neben der Technik liegen noch ein paar Notizzettel und ein Laptop – viel mehr brauchen die beiden nicht. „Die Fragen werden online anonym über Tellonym gestellt“, sagt Julia Grote, „anhand der Wortwahl und der Ausdrucksweise kann man zwar grob auf das ungefähre Alter schließen – wir haben zum Beispiel schon eine Frage bekommen, bei der wir ziemlich sicher sind, dass sie kein Teenager formuliert hat – aber letztlich wissen wir nicht, von wem die Fragen kommen.“
Alle zwei Wochen mittwochs soll es eine neue Folge geben, „möglichst am Stück produziert, ohne drin herum zu schneiden, denn es soll möglichst authentisch sein“, sagt Elske Gödeke. Selbst hören beide Diakoninnen gern Krimi-Podcasts wie „Zeit Verbrechen“ oder „Mordlust“. „Ich höre aber generell alles, was unterhält, von ,Fest und flauschig‘ bis ,auf Klo‘ oder ,Gemischtes Hack‘“, ergänzt Julia Grote, „vor allem auf Autofahrten“.
Podcasts liegen im Trend, meinen beide, „und durch unsere berufliche Qualifikation bringen wir alles mit - wir arbeiten täglich mit Kindern und Jugendlichen, wir können theologische Fragen quasi in ,Jugendsprech‘ übersetzen und anders kommunizieren, als sie es aus Schul- und Konferkontexten kennen“, sagt Elske Gödeke. Voraussichtlich nach den Sommerferien soll der Podcast starten – und viele offene Fragen können jetzt schon unter Tellonym an die beiden Diakoninnen gestellt werden.
Die erste Folge "Flüsterfragen" gibt es seit dem 2. September unter anderem unter diesem Link.
Christine Warnecke / Alexander Nortrup