Nachfolgerin als Landesbischof wurde 1999 Margot Käßmann (geb. 1958), zuvor Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Fulda. Unter ihrer Leitung gelang es der Kirche, sich in der technisierten, rasch wachsenden Medienwelt zu behaupten und neue Kommunikationswege zu den Menschen zu finden. Engagement und Medienpräsenz brachten Margot Käßmann bundesweite Bekanntheit und Anerkennung. 2009 wurde sie Ratsvorsitzende der EKD, bevor sie im Februar 2010 aus persönlichen Gründen von allen Ämtern zurücktrat.
Lebenslauf
- geboren 3 Juni.1958 in Marburg/Lahn
- 1977-1983 Studium in Tübingen, Edinburgh, Göttingen und Marburg
- 1985 Ordination zur Pfarrerin in der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck
- 1985-1990 Gemeindepfarrerin in Frielendorf
- 1989 Promotion an der Ruhr-Universität Bochum
- 1990-1992 Beauftragte für den Kirchlichen Entwicklungsdienst der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck
- 1992-1994 Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Hofgeismar
- 1994-1999 Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Fulda
- 4. September 1999 bis zum 24. Februar 2010 Landesbischöfin
- 28. Oktober 2009 bis zum 24. Februar 2010 Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Außerdem
- 1983-2002 Mitglied im Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen
- 2003-2009 Mitglied im Zentralausschuss der Konferenz Europäischer Kirchen
- 2003-2010 Mitglied im Rat der EKD
Margot Käßmann wird „Lutherbotschafterin“ für 2017
Nikolaus Schneider stellte am 8. Juli 2011 ehemalige Ratsvorsitzende als Landesbischöfin in Berlin vor
Margot Käßmann wird „Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017“. Dies teilten der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Nikolaus Schneider, und der Präsident des Kirchenamtes der EKD, Hans Ulrich Anke, gemeinsam mit Margot Käßmann am heutigen Freitag in Berlin mit. Käßmann soll das neugeschaffene Amt im Frühjahr 2012 antreten.
Nikolaus Schneider gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass die ehemalige Ratsvorsitzende wieder „offiziell“ ein EKD-Amt bekleiden werde. Er hoffe, dass Käßmann den „nationalen und internationalen Vorbereitungen“ auf das Jubiläum „weitere Kraft und weiteren Schwung“ verleihen möge, denn die Themenjahre der Lutherdekade seit 2008 seien keineswegs eine „museale Rückschau“, sondern vielmehr eine „Erinnerung für die Zukunft“ und eine „christliche Ansage in unserer Zeit und für unsere Zeit.
Der Ratsvorsitzende betonte, er sei dankbar, dass Staat und evangelische Kirche im Kuratorium 2017 zusammenwirkten, um das Reformationsjubiläum und die Lutherdekade als „gemeinsame Wurzel vielfältiger gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen auch gemeinsam zu entfalten und zu feiern.“ Für die evangelische Kirche erhofft sich Schneider von Margot Käßmann eine „lebendige Vermittlung“ des Ereignisses „in viele Richtungen und Milieus der Gesellschaft“. Käßmann solle tatkräftige Impulse geben und gute Vernetzungsarbeit leisten – „national wie international“, denn das Reformationsjubiläum im Jahre 2017 solle ökumenisch geprägt sein. Käßmann habe eine große Fähigkeit, die Sprache und den Geist Martin Luthers „fromm, fröhlich, frisch und frei“ in den Alltag zu übersetzen, so Schneider weiter und wünschte der Theologin, die noch bis Frühjahr 2012 eine Gastprofessur an der Ruhruniversität Bochum innehat, für die neue Tätigkeit bei der EKD „von Herzen“ Gottes Segen.
Margot Käßmann bedankte sich bei Nikolaus Schneider und Hans Ulrich Anke für die Initiative zur Schaffung des neuen Amtes und bei ihrer Hannoverschen Landeskirche, die ihr die Wahrnehmung desselben ermögliche. Hinter der Reformation Martin Luthers verberge sich nicht nur „eine imponierende, zuweilen auch herausfordernde Geschichte“, sondern auch „ein großes Potential für heute und für die Zukunft“. Davon, so Käßmann, sei sie zutiefst überzeugt und deshalb freue sie sich darauf, ab dem Frühjahr 2012 „als Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum unterwegs zu sein.“
Ihr sei trotz aller anderslautenden Spekulationen immer klar gewesen: „Ich bin eine Frau der Kirche, hier bin ich verwurzelt, seit fast 30 Jahren in unterschiedlichen Positionen tätig und freue mich darauf, das in neuer Funktion wieder zu sein.“ Sie wolle mit „Herzen, Mund und Händen“ dazu beitragen, dass das Reformationsjubiläum 2017 und die Lutherdekade „in unserer Gesellschaft, in unserer Kirche und weit über unsere Grenzen hinaus im ökumenischen und internationalen Kontext sichtbar werden“.
Ihr Glaube und ihre Theologie seien sehr von der „lutherischen Botschaft der Rechtfertigung allein aus Glauben“ geprägt worden. Käßmann: „Wir müssen unser Leben nicht rechtfertigen, es ist ,gerechtfertigt‘, wie Martin Luther sagte, weil Gott es uns geschenkt hat.“ Die Zuversicht, dass Gott „unser Leben in Zeit und Ewigkeit umspannt“, befreie vom „ständigen Ringen um Bedeutung, Erfolg, Reichtum“ und mache Mut, immer wieder zu fragen: „Wie steht es um die Gerechtigkeit - in unserem Land, auf der Welt? Wie werden die Kirchen dem biblischen Auftrag gerecht, die Einheit der Christenheit zu leben? Was bedeutet es, Frieden zu stiften?“ Martin Luther, so Käßmann abschließend, sei ein „Vorbild für uns heute, aus dem Glauben heraus, Standpunkte zu finden“.
Der Präsident des Kirchenamtes der EKD, Hans Ulrich Anke, gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass Margot Käßmann „in absehbarer Zeit“ wieder für die EKD tätig werde. Er machte deutlich, dass die ehemalige Ratsvorsitzende als Botschafterin für das Reformationsjubiläum ein ganz neues Amt bekleiden werde. Sie werde nicht Nachfolgerin des bisherigen Beauftragten des Rates der EKD in Wittenberg, Stephan Dorgerloh, der im April Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalts geworden ist. Käßmanns Aufgabe sei es, in „vielen Bereichen und Milieus unserer Kirchen und unserer Gesellschaft“ für das Reformationsjubiläum und die Lutherdekade „werbend zu wirken“ und besonders die „internationale Perspektive“ in den Blick zu nehmen. Margot Käßmann, so Anke weiter, sei „in der weiten Welt der Ökumene“ gut bekannt und habe dort „eine hohe Reputation“. Außerdem solle Margot Käßmann mit dem wirken, was sie besonders gut könne und besonders gerne mache, nämlich durch „Vorträge und Gottesdienste, durch Diskussionen und andere Veranstaltungen der EKD zur Lutherdekade und zum Reformationsjubiläum“ und damit zu wirken„viele Herzen und Köpfe erreichen und begeistern.“ Zudem sei es wünschenswert, so Anke, dass Margot Käßmann dabei helfe, „Kreise von Unterstützerinnen und Unterstützern für das große Reformationsjubiläum 2017 zu gewinnen – Kulturschaffende und Sponsoren, Mäzene und Förderer aus dem weiten Feld der Zivilgesellschaft.“