Theologen fordern Dialog zwischen Muslimen und Juden in Deutschland
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Osnabrück/Berlin. Der islamische Theologe Bülent Ucar sieht einen erheblichen Nachholbedarf im Dialog zwischen Muslimen und Juden in Deutschland. Muslime und Christen stünden in einem guten Austausch, der jüdisch-christliche Dialog sei fest etabliert, sagte Ucar am Montagabend in Osnabrück. "Aber ich vermisse einen muslimisch-jüdischen Austausch. Der müsste intensiviert werden." Die politischen Probleme im Nahen Osten zwischen Israel und den Palästinensern erschwerten offenbar auch in Deutschland eine Annäherung zwischen beiden Religionen, sagte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück.
Ucar diskutierte mit Vertretern von Christen und Juden über den interreligiösen Dialog in Deutschland. Er räumte ein, dass es durchaus Antisemitismus vor allem unter den muslimischen Flüchtlingen gebe. Gerade deshalb sei es aber wichtig, gemeinsame Projekte anzustoßen und die Zusammenarbeit zu intensivieren. Auch der Rabbiner Avraham Radbil von der Jüdischen Gemeinde Osnabrück sagte, beim jüdisch-muslimischen Dialog "gibt es noch Luft nach oben". Radbil und Ucar vereinbarten weitere Treffen.
Ucar forderte angesichts des derzeit starken Rechtspopulismus in Europa eine "Koalition derjenigen, die sich an demokratischen Grundwerten orientieren". Jede Gesellschaft müsse lernen, mit religiöser und kultureller Vielfalt umzugehen. Die Ängste und Sorgen der Menschen vor religiösem Fanatismus und Terrorismus müssten jedoch ernst genommen werden.
Der Direktor des Museums für Islamische Kunst in Berlin, Stefan Weber, äußerte sich besorgt über den rasant um sich greifenden Rechtspopulismus. Die Menschen, die Vielfalt als Bereicherung empfänden, müssten die Diskurshoheit zurückgewinnen, forderte er. Die katholische Theologin Martina Blasberg-Kuhnke warnte allerdings davor, ein falsches Verständnis von Toleranz zu entwickeln. "Toleranz darf nicht beliebig sein, nach dem Motto, wir glauben ohnehin alle an denselben Gott." Wichtig sei es, dem jeweils anderen zuzugestehen, "dass er anders bleiben darf und dass das auch gut so ist."
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen